In den letzten Jahren, ja Jahrzehnten, hat der Bagel auch in Europa scheinbar seinen Siegeszug angetreten. In Cafés, Bistros und manchen kleinen Restaurants werden Bagel in allen möglichen Varianten angeboten. Ob nun einfach mit Frischkäse zubereitet oder mit kaltem oder auch warmem Belag, mit Aufstrichen und Salat, es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Für viele gilt, dass der Bagel aus den USA bzw. aus Nordamerika kommt, doch seine Ursprünge liegen in Wahrheit in Europa. In den USA wiederum meint man, der Bagel sei ganz typisch für New York, denn von dort breiteten sie sich in den gesamten USA aus.
Der Name Bagel scheint aus dem jiddischen Wort beigel oder beugel zu stammen. Erstere Schreibweise findet man auch heute noch an einigen wenigen Bagel-Bäckereien in den USA, aber auch in Großbritannien. Erwähnt wurde der Bagel zum ersten Mal im 17. Jahrhundert im osteuropäischen Krakau und ist ein Gebäck, das typischerweise in jüdischen Gemeinden verzehrt wurde. Ursprünglich war es noch um einiges kleiner und wurde ohne Belag verspeist. Sein Aussehen, d. h. seine typische Form als Kringel mit einem Loch in der Mitte, hatte der Bagel jedoch damals schon.
Ein Bagel wird aus Weizenmehl, Hefe, Salz und Wasser gefertigt. Der Teig wird zur typischen Form des Bagels geformt und dann mehrere Stunden und manchmal gar bis zu zwei Tage lang kalt gestellt. Während dieser Zeit bildet sich die Haut, die so typisch für den Bagel ist, aber der Teig kann nicht gären und wird so geschmacklich noch intensiver. Dann wird der Bagel kurz in Wasser aufgekocht und anschließend gebacken. Durch diese Art und Weise der Zubereitung erhält er außen eine harte Kruste und ist innen weich und hat trotzdem eine feste Konsistenz.
Um die Entstehung des Bagels ranken sich zahlreiche Geschichten. Die wohl bekannteste unter ihnen besagt, dass es der jüdischen Bevölkerung während des Sabbats untersagt gewesen ist, zu arbeiten, was auch die Zubereitung von Speisen einschließt. So wurde der Bagelteig bereits vor dem Sabbat vorbereitet und dann nach Ende des Sabbats gekocht und gebacken und so in kürzester Zeit zum Verzehren bereitet. Darüber hinaus ermöglichte die Form des Bagels mit dem Loch in der Mitte, die Bagel auf einer Stange oder einer Schnur aufgereiht zu lagern und zu transportieren, denn auch die Berührung des Teigs war während des Sabbats nicht erlaubt.
Einer weiteren Geschichte zufolge wurden Bagel von jüdischen Hausierern auf Reisen gegessen. Auch hier spielen wieder jüdische Traditionen und die jüdische Religion eine Rolle, denn Juden war es untersagt, Brot zu essen, ohne vorher ihre Hände zu waschen. Da dies auf Reisen nicht immer möglich war, bot der Bagel einen guten Ersatz, denn durch den Kochvorgang vor dem Backen wurde er nicht eigentlich als Brot angesehen und konnte somit bedenkenlos unterwegs verzehrt werden.
Jedenfalls gilt als sicher, dass der Bagel im 19. Jahrhundert mit jüdischen Auswanderern in die USA gelangte – und auch nach Großbritannien, wo der Bagel eben unter den oben erwähnten ursprünglichen Namen auch heute noch hin und wieder zu finden ist. Zunächst breitete sich der Bagel noch nicht über die jüdischen Gemeinden hinweg aus. Der Bagel wurde jedoch vor allem in New York in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Bevölkerung und ab den Dreißigerjahren landesweit immer bekannter. Man begann, ihn wie ein Sandwich zu verzehren und der Bagel nahm an Größe zu. Heute ist der Bagel in Nordamerika vor allem unter zwei verschiedenen Namen bekannt. Zum einen wäre da der New York Bagel, der eher herzhaft und weitaus verbreiteter ist. Zum anderen gibt es den Montreal Bagel, für den ein wenig Honig ins Kochwasser gegeben wird und der dadurch einen leichten süßen Geschmack erhält.
In jüdischen Gemeinden wird der Bagel übrigens bis heute natürlich auch weiterhin gegessen. Die Variante des Frischkäses, im englischen „cream cheese“, zusammen mit Lachs, die heutzutage allseits besonders beliebt ist, weist ebenfalls auf die jüdische Geschichte des Bagels bzw. die jüdische Esskultur. Demnach ist es nicht erlaubt, Milchprodukte zusammen mit Fleisch zu essen. So ist der Lachs in diesem Fall einfach Fleischersatz und wird im jüdischen „lox“ genannt.
Zwei bekannte New Yorker Bagel-Bäckereien sind übrigens die New York Bagel Company (https://nyauthenticbagels.com/) und die New York Bakery Company (https://www.newyorkbakeryco.com/). Auf deren Webseiten kannst du auch noch einiges zu ihrer speziellen Geschichte lesen.
Und schließlich: Falls du nach einem guten Backrezept suchst, um Bagels selbst zu backen, dann lohnt sich ein Blick in folgendes Buch, das auch noch viele leckere Rezeptideen zum Belegen von Bagels bietet.
Hast du Anmerkungen, Kommentare oder Fragen? Dann hinterlass hier gern deine Nachricht: