DIE GESCHICHTE DER AMISH IN DEN USA

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In den USA lebt eine Glaubensgemeinschaft, die als Amish, bzw. im Deutschen als Amische, bekannt ist. Ursprünglich sind sie eine täuferisch-protestantische Glaubensgemeinschaft, die auf ihren Gründer Jakob Ammann zurückgeht. Geht man noch einen Schritt weiter in ihrer Geschichte zurück, so gelangt man zu der ebenfalls täuferisch-protestantischen Glaubensrichtung der Mennoniten, von denen sich die Amischen im Jahre 1693 trennten. Die Amish führen ein streng religiöses Leben, das eng der Bibel folgt und alles Moderne ablehnt und von der Landwirtschaft geprägt ist. Nach Außen fallen sie heute vor allem dadurch auf, dass ihre Mitglieder auf die meisten modernen Errungenschaften wie Elektrizität oder Automobil verzichten und noch ihre traditionelle jahrhundertealte Kleidung, Haartracht und Bärte tragen. 300.000 Anhänger dieses Glaubens gibt es in den USA, die über das Land verteilt in 32 Bundesstaaten leben, die meisten davon in Pennsylvania, Ohio und Indiana.

Die Geschichte der Amish und Mennoniten in den USA

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DIE GESCHICHTE DER AMISH IN DEN USA: WO DIE AMISH HERKOMMEN

Im Zuge der Reformation bildeten sich in Europa verschiedene Glaubensrichtungen wie beispielsweise die Puritaner in England oder die Calvinisten in der Schweiz aus, die oft eine noch strengere Glaubensauslegung als die protestantische Kirche an sich praktizierten. Die ursprüngliche Glaubensrichtung der Mennoniten, aus denen später die Amish hervorgingen, entstand bereits im frühen 16. Jahrhundert in Mitteleuropa, vor allem in der Schweiz und in Süddeutschland.

 

Sie nahmen für sich in Anspruch, nach dem wahren Christentum zu leben. Bedeutender Unterschied zu den Lehren von Luther und auch von Calvin war, dass Mennoniten und auch später die Amish die Kindstaufe ablehnten und stattdessen die sogenannte Bekenntnistaufe, zu der sich der Einzelne entschließt, praktizierten. Deshalb wurden sie zu jener Zeit Anabaptisten genannt.

 

Ende des 17. Jahrhunderts dann zog es eine Gruppe von insgesamt 60 Familien aus der Schweizer Region um Bern rund um ihren Führer Jakob Ammann in die Gegend des Elsass, genau genommen nach Sainte-Marie-aux-Mines. Jakob Ammann wird heute als Vater der Amischen gesehen, die sich nach ihm benannten. Sie trennten sich 1693 von den Mennoniten. Er steht für eine noch größere Strenge in der Glaubensausübung und Lebensweise auch bezüglich der Kleidung und für die Männer des Tragens von Bärten. Wichtigster Streitpunkt seiner Theorien im Vergleich zu den Mennoniten war die Frage, wer letztendlich einmal in den Himmel kommen würde, d. h. ob lediglich die Seelen derjenigen, die vollständig zu den Mennoniten übertraten gerettet werden würden oder auch die Seelen derjenigen, die den Mennoniten nahestanden und aufgrund der äußeren Umstände nicht offen ihrem Glauben beitraten. Immerhin bedeutete ein solcher Schritt in jener Zeit für den Einzelnen möglicherweise Verfolgungen ausgesetzt zu sein oder gar das eigene Leben zu verlieren. Jakob Ammann war grundsätzlich der Meinung, dass nur ein vollständiger Übertritt zu den Mennoniten zur Rettung der Seele führen würde, während sein Hauptgegner in dieser Auseinandersetzung, Hans Reist, dies nicht so streng sah. Die um Jakob Amman entstandene Gemeinschaft nannte sich zunächst Jakob Ammanns Partei und wurde dann später in den USA nach ihm „Amish“ benannt.


DIE GESCHICHTE DER AMISH IN DEN USA: MENNONITEN UND AMISH IM ELSASS VOR IHRER AUSWANDERUNG IN DIE USA

Als Pazifisten, zu denen die Mennoniten zählten, wurden sie schon von Beginn an in ihrer ursprünglichen Heimat verfolgt, denn ihre Weigerung, zu den Waffen zu greifen wurde gerade in der Zeit, als Europa von den Türken bedroht wurde, als Verrat gesehen und führte zu Verfolgungen, Verhaftungen und Bestrafungen. So mussten die Mennoniten in den Untergrund gehen, Predigten und Versammlungen fanden heimlich statt.

 

Deshalb zog es schließlich viele Mennoniten aus der Schweiz in den Elsass, der durch den Dreißigjährigen Krieg stark verwüstet worden war und wo infolgedessen weite Landstriche leer standen. Mit Ende des Krieges war der Elsass 1648 französisch geworden. Die Ansiedlung neuer Bewohner wurde gefördert und man stand Andersgläubigen toleranter als in der Schweiz gegenüber. Ab 1650 siedelten sie sich im Elsass an und setzten die leer stehenden Bauernhöfe wieder instand und bewirtschaften die Felder neu. In jener Zeit entstanden Regelungen, die auch heute noch bei den Amish in den USA praktiziert werden. So wird das Amt des Predigers wählbar, aber auch das des Ältesten und des Armenpflegers. Die Gemeinden erhielten das Recht, sich in entfernten Gegenden zu versammeln. Neben dem Neuen Testament wurde eine Liedersammlung, die „Ausbund“ genannt wurde, genutzt,

 

Doch obgleich die Mennoniten und die Amischen es durch ihren Arbeitseifer relativ schnell zu wirtschaftlichem Erfolg im Elsass brachten, man ihnen zunächst toleranter gegenüberstand und auch ihren Pazifismus akzeptierte, den sie durch höhere Steuerzahlungen ausglichen, wurde auch in dieser Gegend ihr Leben als Andersgläubige zunehmend schwieriger. Wie so oft in der Geschichte waren es Neid und Missgunst angesichts ihres wirtschaftlichen Erfolges, der dazu führte. Im 18. Jahrhundert kam es unter in Frankreich König Louis XIV. zu einer Verfolgungswelle, die darin mündete, dass Louis XIV. die Mennoniten und Amischen innerhalb kürzester Zeit des Landes verwies. Sie mussten in benachbarte deutsche Ländereien, u. a. in die Pfalz, ins Saarland und nach Hessen und nach Bayern fliehen. Ein Teil von ihnen kehrte schließlich unter König Louis XV., der sie mit Einschränkungen im Land duldete, zurück. Ein großer Teil von ihnen suchte jedoch in Übersee das Glück.


DIE GESCHICHTE DER AMISH IN DEN USA: DIE AUSWANDERUNG DER AMISH IN DIE USA

Auch die aus der Gruppe um Jakob Ammann hervorgegangene Glaubensgemeinschaft entschloss sich in jener Zeit dazu, nach Amerika auszuwandern. Das waren inzwischen immerhin schon an die 500 Familien. In Amerika war inzwischen unter dem Quäker William Penn in Pennsylvania eine neue Kolonie entstanden, die Andersgläubigen, die aufgrund ihres Glaubens, aufgrund ihrer Religion verfolgt wurden, eine neue Heimat bot. Die Kolonie, die William Penn in Pennsylvania dank einer Charta von König Karl II. aus dem Jahr 1681 gegründet hatte, garantierte unter anderem ausdrücklich religiöse Toleranz. Jakob Ammann selbst, der 1730 verstarb, erlebte die Emigration der Amish nach Amerika nicht mehr. 1683 kam es zu einer ersten Auswanderungswelle von Amischen in die USA. Zwischen 1815 und circa 1860 kam es zu einer zweiten größeren Auswanderungswelle von Mennoniten und Amish in die USA.

 

Die Amish ließen sich nach ihrer Ankunft zunächst in Pennsylvania nieder. Dort spalteten sie sich im Laufe des 19. Jahrhunderts jedoch in verschiedene Untergruppen, bei denen zwei unterschiedliche Richtungen erkennbar wurden. Einerseits waren das die Reformer, die sich mit der Zeit der amerikanischen Gesellschaft und Lebensweise anpassten. Andererseits gab es auch die Traditionalisten oder die „Amische der Alten Ordnung“, die eine strenge Lebensweise weitgehend nach den alten Regeln von Jakob Ammann, zu denen jedoch nur noch sieben Prozent der einstigen Amish gehören.

 

Mit dem Ersten Weltkrieg kam es in den USA zu einer Unterdrückung alles Deutschen. Während bis dahin viele Einwanderer in eigenen Gemeinden die deutsche Sprache weiterhin gepflegt hatten, wandten sich gerade mit dem Kriegseintritt der USA viele deutsche Einwandererfamilien von ihren deutschen Wurzeln und der deutschen Sprache ab. Dadurch entstand eine Sprachbarriere zu den Amish, die weiterhin ihre Sprache und Traditionen pflegten, die es vorher nicht gegeben hatte.


DIE GESCHICHTE DER AMISH IN DEN USA: DIE AMISH IN DEN USA HEUTE

Heute werden die Amish in den USA „Amish People“ genannt. Die größten Gemeinden der Amish gibt es vor allem in Pennsylvania, aber auch in Ohio und in Indiana. Sie verteilen sich insgesamt inzwischen auf 32 Bundesstaaten der USA. Ein großer Teil der Amish in Pennsylvania lebt in der Gegend von Lancaster County. Die Amish sprechen einen süddeutschen Dialekt, in den ein wenig Englisch aus ihrer neuen Heimat eingeflossen ist. In den USA wird dies Pennsylvania Dutch genannt. Im Unterschied beispielsweise zu den Mennoniten oder den Gemeinden der Hutterer, die in Kanada leben und geschlossene Wohnsiedlungen haben, leben die Amish in offener Nachbarschaft mit ihren Nachbarn. Organisiert sind die Amish in den USA in einzelne Distrikte, zu denen jeweils zwischen zwanzig bis dreißig Familien gehören.

 

Die Amish folgen auch heute noch streng den Vorgaben der Bibel und leben nach streng festgelegten Regeln, so wie ihre Vorfahren ähnlich Ende des 19. Jahrhunderts. Nur für wenige Dinge nutzen sie die Errungenschaften der modernen Technik. Gerade im 20. Jahrhundert kam es zu vielen technischen Neuerungen, die von den Amish der alten Ordnung nach Prüfung abgelehnt wurden. Dazu zählte zunächst das Automobil, dann später das Telefon, Fernsehen und natürlich alle neueren Dinge wie das Internet.  

Die Amish befolgen eine strenge Kleiderordnung, die vorsieht, dass die Männer Hüte und Bärte tragen, während Frauen das Haus immer nur mit einer Haube auf dem Kopf verlassen. Die Kleidung ähnelt der des 19. Jahrhunderts. So gibt es auch Jeans und Reißverschlüsse nicht in ihrem Leben. Die Bärte der Männer haben eine Bedeutung, denn wer noch nicht verheiratet ist, trägt einen kürzeren Bart als ein verheirateter Mann. Die Länge der Bärte hat auch eine religiöse Bedeutung, denn je länger die Bärte, desto konservativer ist auch die Gemeinde, in der die Männer leben.

 

Die Kinder gehen bis zur 8. Klasse in Schulen, die bei den Amish eingerichtet sind und werden i. d. R. von einer unverheirateten Lehrerin in den grundlegenden Fächern Lesen und Schreiben, Mathe, Geografie und Englisch unterrichtet. An einer weiterführenden Ausbildung ihrer Kinder sind die Gemeinden nicht sonderlich interessiert, wohl auch weil die Angst, die Kinder dadurch zu verlieren, zu groß ist. Außerdem vertreten die Gemeinden offenbar die Meinung, dass die Kinder das, was für ihr Leben in einer Gemeinde der Amish wichtig ist, in den acht Jahren in der Schule der Amish lernen. Dort lernen sie alles, was sie für ein vor allem landwirtschaftlich, aber auch handwerklich geprägtes Leben in den Gemeinden benötigen.

 

Ein weiteres Merkmal der Gemeinschaft der Amish ist, dass es bei ihnen keine Kirchen gibt. Vielmehr findet alle zwei Wochen ein Gottesdienst abwechselnd im Wohnhaus jeweils einer Familie der Gemeinde statt, der sich mit Gesängen, Predigten und gemeinsamem Essen beinahe über den gesamten Tag zieht. Der Besuch des Gottesdienstes ist für alle Gemeindemitglieder verpflichtend. An den anderen Wochenenden, an denen kein Gottesdienst stattfindet, werden meist Freunde und Verwandte in anderen Gegenden bzw. in Gemeinden im Distrikt besucht.

 

Als Fortbewegungsmittel werden weiterhin die Kutschen und Tiere wie Pferde genutzt. Die Selbstversorgung durch die Landwirtschaft steht im Mittelpunkt. Für den Winter wird vorgesorgt, eingemacht bzw. haltbar gemacht, ganz so wie früher. Die Brunnen auf den Bauernhöfen werden von Hand gegraben und über Zisternen werden so die Wohnhäuser mit Wasser versorgt. Landwirtschaftliche Hilfsmittel sind einfach. Die Gemeinden sind nicht an das Stromnetz angeschlossen und nutzen höchstens Generatoren zum Strombetrieb einzelner landwirtschaftlicher Geräte. Dadurch sind die Gemeinden der Amish unabhängig. Luxusgüter wie Fernsehen, Telefon oder Internet gibt es nicht. Die Nutzung von Internet und Telefon an sich ist jedoch nicht verboten, denn in dringenden Fällen dürfen die Amish diese beispielsweise bei den Nachbarn in der Nähe nutzen.

 

Für die Gesundheitsvorsorge gibt es ein Spendensystem, mit dem dringende Operationen bezahlt werden können. Auch wer in Not gerät, darf auf die Unterstützung der Gemeinde bauen.

 

Am Wochenende treffen oft Touristen in den Gemeinden der Amish ein, die das Leben der Amish hautnah erleben möchten. Sie kaufen dann oft auch landwirtschaftliche oder handwerkliche Produkte der Amish auf deren Märkten und Ständen. Es gibt auch durchaus einzelne Familien innerhalb der Gemeinden der Amish, die Gästezimmer anbieten, in denen die Touristen übernachten können und so eine kleine Vorstellung vom Leben der Amish bekommen.

 

Wie zu ihrer Gründungszeit ist auch heute noch das Leben der Amish ein einfaches Leben, ganz in Demut und in Bescheidenheit, der Religion gewidmet.

Die Geschichte der Amish und Mennoniten in den USA: Übersicht

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Kommentare: 2
  • #2

    Diana Tambour (Sonntag, 19 November 2023 07:11)

    Hallo Johannes,
    vielen Dank für deine Nachricht! Das freut mich sehr.
    Viele Grüße
    Diana

  • #1

    Johannes (Freitag, 17 November 2023 23:27)

    Ein ausgesprochen guter, ausgewogener, sorgfältigst recherchierter und guter Artikel, der die Thematik sehr gut beleuchtet. Vielen Dank!



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