WILLIAM PENN, DIE QUÄKER UND DIE GRÜNDUNG VON PENNSYLVANIA UND PHILADELPHIA

Die Geschichte des Bundesstaates Pennsylvania und der einstigen britischen Kolonie Pennsylvania ist eng mit der Lebensgeschichte ihres Gründers William Penn verbunden. William Penn war ein für seine Zeit weit vorausschauender Visionär und gilt gemeinhin als der Urvater der amerikanischen Freiheitsideale, die später in der Unabhängigkeitserklärung und in der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika Einklang fanden. Sein Name steht für religiöse Toleranz, für die er, selbst ein Mitglied der in England verbotenen religiösen Gruppe der Quäker, eintrat.

William Penn, die Quäker und die Gründung von Pennsylvania

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WILLIAM PENN UND DIE GRÜNDUNG VON PENNSYLVANIA

Die Anfänge Pennsylvanias gehen bis ins Jahr 1640 zurück, als sich auf dem Gebiet des heutigen Philadelphia die ersten europäischen Einwanderer niederließen, nämlich aus Schweden und aus Finnland. Im Jahr 1681 begann dann jedoch die eigentliche Entwicklung Philadelphias und Pennsylvanias als britische Kolonie ins Rollen zu kommen. In dem Jahr nämlich übergab der englische König Karl II. dem Quäker William Penn die Rechte an dem Land, das somit eine sogenannte Eigentümerkolonie wurde. Der Vater William Penns, William Penn Senior, hatte als Admiral des englischen Königs gedient. Der König schuldete ihm Geld, das er ihm jedoch aufgrund leerer Kassen nicht zurückzahlen konnte. Nach dem Tod von Penns Vater beglich Karl II. seine Schulden bei dem Sohn, indem er ihm eben die Charta für Pennsylvania erteilte und William Penn damit zum Gouverneur Pennsylvanias machte. Pennsylvania war der Name, den Karl II. in Erinnerung an Penns Vater diesem Teil des Landes gab. Übersetzt heißt es „Penns Waldland“.

 

Damit konnte William Penn einen lang gehegten Traum verwirklichen, nämlich einen Zufluchtsort für Menschen seiner Glaubensrichtung, der Quäker, sowie für Menschen, die in Europa aufgrund ihres Glaubens unterdrückt wurden, zu schaffen. Er selbst war nämlich, nachdem er 1666 von seinem Vater nach Irland geschickt worden war, um sich dort um den Familienbesitz zu kümmern, zu den Quäkern übergetreten. Seine Reden und seine Veröffentlichungen führten dazu, dass er immer wieder mit der englischen Gesetzgebung in Konflikt geriet und mehrfach inhaftiert wurde, denn die Quäker wurden in damaliger Zeit aufgrund ihres Glaubens verfolgt und die Prediger der Quäker und ihre Anhänger gerieten regelmäßig mit der anglikanischen Staatskirche aneinander. Auch während seiner Zeiten im Gefängnis entstanden viele der berühmten Schriften von William Penn. Eine der Gerichtsverhandlungen, in denen er und ein weiterer Quäker namens Mead angeklagt wurden, schrieb Rechtsgeschichte als Penn-Mead-Prozess durch die Argumentationsweise von Penn und den Mut der Jury, die Penn und Mead nicht schuldig sprach, woraufhin der Richter die Jury selbst ins Gefängnis werfen ließ. Das führte dazu, dass bis heute sowohl im Vereinigten Königreich wie auch in den Vereinigten Staaten das Recht einer jeden Jury garantiert ist, eine unabhängige Entscheidung treffen zu dürfen, die vom Richter akzeptiert werden muss. 

Im Jahr 1671 und dann wieder 1677 begab sich William Penn auf eine Vortragsreise in die Niederlande und in den Norden Deutschlands, auch um für sein Siedlungsprojekt zu werben. Die Kontakte, die er während dieser Zeit knüpfte, führten später dazu, dass sich aus diesen Gegenden Menschen verschiedener Glaubensrichtungen, die ein Leben frei von religiöser Verfolgung und Unterdrückung suchten, auf den Weg nach Pennsylvania machten. Denn auch in anderen europäischen Ländern war die Situation mit der in England vergleichbar. In Deutschland beispielsweise waren nur die katholische, die lutherische und die reformierte Kirche offiziell akzeptierte Religionen. Dies galt für alle deutschen Länder und war im sogenannten Westfälischen Frieden 1648 festgelegt worden. Die Freiheit, die William Penn in seiner neuen Kolonie bot, war so natürlich besonders für Mitglieder verfolgter Religionsgruppen verlockend. Dieser Umstand traf sich wiederum recht gut, denn William Penn benötigte für sein Siedlungsprojekt in Amerika Siedler.

 

So ließen sich in Philadelphia und Pennsylvania nicht nur britische Einwanderer, sondern auch beispielsweise deutsche, italienische und irische Siedler nieder. Neben den Quäkern kamen andere religiöse Minderheiten in die neu gegründete Kolonie, wie Mennoniten, Böhmische Brüder, Herrnhuter, Amische sowie Juden. Und so sah William Penn, der nach all seinen Erfahrungen in England, wo inzwischen König Karl II. ohne das englische Parlament zu regieren suchte und die Königshäuser in anderen europäischen Ländern absolutistische Bestrebungen verfolgten, die Zukunft für Menschen anderer Glaubensrichtungen nicht mehr in Europa, sondern eben nur in der Neuen Welt auf der anderen Seite des Ozeans. Deshalb nannte er die Besiedlung Pennsylvanias „a holy experiment“ – ein heiliges Experiment. Ein Lebensort für Menschen verschiedenster Glaubensrichtungen und Nationen, eine Lebensweise, die auf Brüderlichkeit und persönlicher Freiheit sowohl der neuangekommen Siedler als auch der einheimischen Stämme basierte.

 

Im Jahr 1682 entwarf William die Grundlagen dafür, wie die neue Kolonie in Pennsylvania aussehen sollte. Damit war er, der selbst Pazifist war, vielen seiner Zeitgenossen voraus, schuf er damit doch ein Land, in dem die Menschen gleichberechtigt miteinander leben sollten. Anders als in den restlichen neuen Kolonien Englands in Übersee, suchte Penn mit den Einheimischen friedvoll miteinander zu leben und dies gelang ihm auch. Die Siedler des neu gegründeten Philadelphias wurden erwiesenermaßen zu keiner Zeit von den Stämmen der Delaware, die in dieser Gegend heimisch waren, angegriffen. Weitere benachbarten Gruppen waren die Irokesen und die Lenni Lenape. Die Beziehungen wurden in einer Reihe von Landabtretungsverträgen geregelt, die von beiden Seiten respektiert und nicht gebrochen wurden.

 

Im Jahr 1696, während William Penn, der nach England zurückgekehrt war, sich nach der Thronbesteigung durch Maria und Wilhelm von Oranien, gezwungenermaßen verstecken musste, um einer Verhaftung wegen seiner öffentlichen Reden und Schriften zu entgehen, entwarf er ein Dokument, in dem er die Vereinigung der neu gegründeten Länder in Nordamerika, die zu dieser Zeit Kolonien waren, beschrieb. Seine Ideen fanden schließlich einhundert Jahre später auch den Weg in die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika.

 

William Penn kehrte 1699 für einen kurzen Zeitraum nach Pennsylvania zurück. Doch seine Vertreter führten die Kolonie nicht in seinem Sinne weiter und der Verwalter seiner Finanzen betrog ihn, was Penn in finanzielle Schwierigkeiten brachte. Den Nachbarn der Kolonie war vor allem ein Dorn in Auge, dass sie von den Pazifisten der Kolonie Pennsylvania keine militärische Unterstützung bei ihren Auseinandersetzungen mit den Eingeborenen erhielten. Um seine Angelegenheiten in der Heimat zu regeln, musste William Penn 1701 Pennsylvania verlassen und kehrte nie wieder zurück. Schließlich war er an seinem Lebensende hoch verschuldet und verstarb 1718, sechs Jahre nach einem Schlaganfall, in England.


William Penn, die Quäker und die Gründung von Philadelphia und Pennsylvania: das heilige Experiment und der Zufluchtsort

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WILLIAM PENN UND DIE GRÜNDUNG VON PHILADELPHIA

Auch bei der Planung und Gründung von Philadelphia spielte William Penn eine wichtige Rolle und plante die Stadt selbst. Seine schachbrettartige Planung der Stadt diente als Vorlage für spätere Stadtplanungen in den Vereinigten Staaten und ist typisch für amerikanische Städte geworden. Die großzügigen und geradlinigen Straßen Philadelphias plante Penn, um solch schlimme Folgen wie die des Großen Feuers von London, das Penn wie auch anderen Zeitzeugen für immer im Gedächtnis bleiben sollte, zu vermeiden. Es hatte 1666 in den engen kleinen Straßen und engen Gassen des noch mittelalterlich aussehenden Londons gewütet und große Teile der Stadt zerstört.

 

Der Name Philadelphia hat einen griechischen Ursprung und bedeutet so viel wie „Stadt der brüderlichen Liebe“, „City of brotherly love“. Sie wird auch oft „Die Wiege der Nation“ genannt. Die Grundfeste von Philadelphia wurden 1682 gelegt und der Stadt wurde 1701 von Penn als Gouverneur Pennsylvanias das Stadtrecht verliehen. Zu dieser Zeit zählte Philly, wie es heute oft genannt wird, bereits 4.500 Einwohner.

 

Philadelphia hat sich bis heute den liberalen Ruf bewahrt, welcher der Stadt von Anbeginn anhaftete. Neben englischen und deutschen Einwanderern ließen sich wie andernorts in Pennsylvania irische und italienische sowie viele Einwanderer aus Osteuropa nieder. Diese Vielfalt ist bis heute bestehen geblieben. Außerdem wurde bei der Regierung der Kolonie Pennsylvania  im Jahr 1688 die erste Beschwerde gegen die Sklaverei eingereicht. Diese Beschwerde wurde von den deutschen Einwanderern unter Franz Pastorius verfasst – und schrieb damit Geschichte. Nach dem Ende des Bürgerkriegs und dem Ende der Sklaverei flohen viele ehemalige Sklaven in das damals schon als besonders liberale Stadt bekannte Philadelphia.


William Penn, die Quäker, die Gründung von Pennsylvania und Philadelphia, Wofür stehen die Quäker und woher kamen sie

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WOFÜR STEHT DIE RELIGIONSGEMEINSCHAFT DER QUÄKER UND WOHER KAMEN SIE?

Die Religionsgemeinschaft der Quäker entstand Mitte des 16. Jahrhunderts in England. Ihrem Glauben nach würde jeder Mensch durch Gottes Erleuchtung dazu gebracht, ein christliches Leben zu führen. Die Quäker sind Pazifisten und antimaterialistisch eingestellt und glauben, dass das Licht Gottes in jedem selbst wohnt, d. h. die eigene religiöse Erfahrung steht im Mittelpunkt. In England wurde 1662 der Quaker Act erlassen, der die Bewegung verbot, der dann aber durch den Toleration Act 1689 im Grunde wieder aufgehoben wurde. Die Verfolgungen in der Heimat brachten jedoch viele Quäker dazu, das Land zu verlassen.

 

Ursprünglich nannten sie sich natürlich selbst nicht Quäker. Dieses Wort wurde ihnen von ihren Gegnern verpasst, da viele Quäker aufgrund dessen, dass sie so aufgeregt bei der Sache waren, dazu neigten, während ihrer Predigten zu zittern. Das englische Wort „quake“ für „erzittern“ wurde abgewandelt. Die Quäker selbst empfanden diesen Begriff damals natürlich als Verunglimpfung. Trotzdem ist er bis heute geblieben und wird inzwischen von den Quäkern selbst verwendet.

 

Die Quäker bezeichneten sich selbst als die „Religiöse Gemeinschaft der Freunde“. Auch dieser Name ist geblieben und Philadelphia ist bis heute ein Ort, an dem groß angelegte Treffen der Anhänger dieser Glaubensrichtung, der „Society of Friends“, stattfinden.

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