PHILADELPHIA UND DIE UNABHÄNGIGKEITSERKLÄRUNG

Bis zum Unabhängigkeitskrieg, der die Spaltung vom bisherigen Mutterland England mit sich brachte, entwickelte sich die Stadt Philadelphia zum Vorreiter in den englischen Kolonien. Die Wirtschaft wuchs, der Handel florierte, die Stadt blühte im wahrsten Sinne des Wortes auf. Und so gab es auch Raum für philosophische und politische Ideen, wodurch die Stadt zur Wiege der Unabhängigkeit wurde.

 

Der Unmut über die Behandlung durch das Mutterland verbreitete sich in den 13 Kolonien vor allem im Zusammenhang mit der Besteuerung und den Einquartierungsvorschriften für britische Soldaten. Es kam zu verschiedenen Auseinandersetzungen, allen voran dem Massaker von Boston, dem 1773 dann die Ereignisse der Boston Tea Party folgten. Es kam zu den berühmten Ausrufen „No taxation without representation“. Diesem Ausruf zugrunde lag die Ansicht, dass eine Besteuerung nicht erfolgen solle, wenn nicht einmal ein Vertreter der amerikanischen Kolonien im britischen Unterhaus vertreten sein durfte. Denn genau so waren die Regeln im Kolonialreich. Im fernen England wurden Beschlüsse gefasst, die eine enorme Auswirkung auf das Leben in den Kolonien haben konnten.

 

Der Konflikt wuchs nach den Ereignissen in Boston weiter und so schlossen sich die führenden Köpfe der Kolonien zusammen, um die weitere Vorgehensweise zu beraten. Im Jahr 1774 trat dann der First Continental Congress in Philadelphia zusammen, um gegen die als Schikane angesehenen Coercive Acts des Mutterlands zu beraten. Diese Coercive Acts waren eine Reaktion der britischen Regierung auf die Ereignisse der Boston Tea Party, denn die Briten wollten Schadensersatz und dem aus ihrer Sichtweite aufmüpfigen Verhalten der Kolonisten ein für alle Mal einen Riegel vorschieben. Doch in den Kolonien sah man die Sache naturgemäß anders und die Haltung der britischen Regierung wurde als unrechtmäßig erachtet. 

Die Geschichte der Unabhängigkeitserklärung der USA: Independence Hall in Philadelphia
Independence Hall in Philadelphia

Der erste Kontinentalkongress strebte jedenfalls erst einmal eine friedliche Beilegung des Konflikts an. Gleichzeitig beschloss der Kongress jedoch auch ganz offiziell eine Boykottierung britischer Waren, was den Konflikt nun doch weiter verschärfte. Schließlich hatten die nordamerikanischen Kolonien eine große Bedeutung für die britische Wirtschaft. 1776 folgte dann der Second Continental Congress, der wiederum in Philadelphia zusammentrat und nun die Loslösung der 13 Kolonien von Großbritannien beschloss. Im Jahr davor, 1775, war es bereits in Lexington und Concord zu den ersten Gefechten zwischen den Kolonien und britischen Soldaten gekommen. Der Unabhängigkeitskrieg hatte begonnen.

 

Die Unabhängigkeitsklärung, die dann die Loslösung der Kolonien vom Mutterland öffentlich deklarierte, wurde vor allem von Thomas Jefferson, dem späteren dritten Präsidenten der USA ausgearbeitet. Unterstützt wurde er dabei von einem eigens zu diesem Zweck gegründeten Komitee, zu dem außer ihm selbst noch John Adams, späterer zweiter Präsident der USA, sowie Benjamin Franklin, Robert Livingston und Roger Sherman gehörten. Die Ideen, die hinter der Unabhängigkeitserklärung stehen, basieren vor allem auf den Theorien von John Locke, aber auch anderer Philosophen, die sich mit seinen Theorien auseinandersetzten. Nach Locke verfügt der Mensch über sich selbst und über seine eigenen Fähigkeiten, nicht aber über andere Menschen. Die verschiedenen Rechte des Menschen, die in der Unabhängigkeitserklärung genannt werden, basieren eben auf diesen Ideen, wie das Recht auf Freiheit, auf Selbsterhaltung und bei Locke das Recht auf Eigentum. Dieses letztere Recht wurde in der Unabhängigkeitserklärung so nicht genannt, sondern in das Recht auf Streben nach Glück geändert.  

 

Die Verlesung der Unabhängigkeitserklärung erfolgte am 4. Juli 1776 und wurde durch das Läuten der Liberty Bell angekündigt. Ihr Glockenschlag sollte dann auch während des Unabhängigkeitskrieges alle wichtigen Ereignisse verkünden. Heute steht sie in ihrem eigenen Pavillon, denn aufgrund eines Sprunges musste sie frühzeitig außer Dienst genommen werden.  Jedenfalls wird heute der 4. Juli in den Vereinigten Staaten als Unabhängigkeitstag gefeiert und ist ein nationaler Feiertag.

 

Während des Unabhängigkeitskrieges, der von 1775 bis 1783 tobte, wurde Philadelphia 1777 bis 1778 noch einmal von britischen Truppen besetzt. Doch danach war dieser Spuk dann endgültig vorbei. Im Jahr 1787 folgte dann die Verfassung, die in Philadelphia über einen Zeitraum von vier Monaten durch die Delegierten im sogenannten Verfassungskonvent beraten und dann von den 13 Einzelstaaten ratifiziert wurde. Als schriftliche Verfassung ist sie bis zum heutigen Tag gültig und damit die älteste, ununterbrochen geltende Verfassung der ganzen Welt.

 

Schon während des Unabhängigkeitskrieges war Philadelphia die meiste Zeit die Hauptstadt der sich befreienden Kolonien. Von 1790 bis 1800 wurde Philadelphia vorübergehend für zehn Jahre zur Hauptstadt der jungen Nation. 1800 zog die Regierung dann in die neu errichtete Hauptstadt Washington D.C.

 

Die wichtigsten Stätten und Gebäude in Philadelphia, in denen sich das Land zur Unabhängigkeit aufschwang, sind im Independence Natural Historic Park zusammengefasst. Zu diesem gehören auch die Unabhängigkeitshalle, also die Independence Hall sowie natürlich die Liberty Bell.

Weitere Informationen findest du unter:

https://www.nps.gov/inde/index.htm

Die Geschichte der Unabhängigkeitserklärung der USA: Übersicht

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